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Wie fühlt sich -20 Grad in Lappland an – und wie schützt man sich?

Die trockene Kälte Lapplands ist anders. Sie ist nicht der nasse Schauer, der einem in Mitteleuropa bis in die Knochen zieht. Sie ist klar, ehrlich, direkt. Und sie verzeiht nichts. Man spürt sofort, ob die Kleidung passt. Und wenn sie passt, wird Kälte plötzlich zu etwas Faszinierendem – fast Kraftvollem.


Wach, fokussiert, präsent
Kälte macht etwas mit uns. Sie lässt uns langsamer werden, aber wacher. Jeder Atemzug wird sichtbar, jedes Geräusch scheint lauter, jeder Schritt auf dem knirschenden Schnee klingt wie zerbrechendes Glas. Man sieht die eigenen Spuren – und die von Fuchs, Hermelin oder Rentier.

Ich erinnere mich an einen Abend am gefrorenen See. Es hatte -25 Grad, wir standen dick eingepackt am Feuer, das Nordlicht tanzte über uns, und ich spürte: Diese Kälte wärmt – auf eine andere Art. Sie öffnet Räume in uns, die im Alltag oft verschlossen bleiben.


Was heisst vorbereitet sein? – Der Kälteschutz im Alltag

Einheimische in Lappland begegnen der Kälte nicht mit Trotz, sondern mit Respekt. Sie schützen sich nicht durch ein einziges Kleidungsstück, sondern durch ein System aus Schichten.

Das Zwiebelprinzip ist zentral:

  • Basisschicht: Funktionsunterwäsche, die Feuchtigkeit vom Körper wegleitet (kein Baumwollshirt!)

  • Isolationsschicht: Wolle oder Fleece – Hauptsache warm und atmungsaktiv

  • Wetterschutz: Eine wind- und wasserdichte Aussenjacke, oft mit Daunen gefüttert

Dazu kommen gefütterte Hosen, warme Stiefel mit dicken Sohlen, Merino- oder Wollsocken (zweilagig), Mütze, Schal oder Schlauchtuch, Fausthandschuhe über dünnen Fingerhandschuhen – und, bei Bedarf, eine Gesichtsmaske.

Tipp aus dem Norden: Lieber leicht frieren, bevor man ins Freie geht – der Körper heizt beim Gehen schnell nach. Wer schon im Haus zu warm eingepackt ist, beginnt draussen zu schwitzen – und genau das wird dann gefährlich.


Technik und Tradition gehen Hand in Hand

In modernen Häusern wird mit Wärmepumpen, Holzöfen und zentraler Heizung gearbeitet. Autos werden mit Motorheizern oder Stromanschlüssen auf Parkplätzen vorgewärmt. Handschuhe, Stirnlampen, Stiefel – all das liegt griffbereit in jedem Haushalt. Und doch halten viele Finnen an alten Methoden fest: Fell- und Wollbekleidung, Holzfeuer, Thermosflasche mit heissem Beerensaft – und der Glaube daran, dass Kälte nicht besiegt, sondern verstanden werden will.


Die Kälte ist nicht der Feind – sondern der Lehrer

Wer gut vorbereitet ist, muss sich vor -20 oder sogar -30 Grad nicht fürchten. Im Gegenteil: Man beginnt, die Kälte als Teil des Erlebnisses zu begreifen. Als Einladung, langsamer zu gehen, achtsamer zu sein – und sich selbst wieder zu spüren.

Lapplands Winter ist kein Gegner. Er ist ein Spiegel. Und wer ihn annimmt, geht verändert zurück.

 

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