Es gibt Pflanzen, die fallen kaum auf. Und dann gibt es das Wollgras – das im Sommer ganze Moorflächen in Lappland in weisse, flauschige Teppiche verwandelt. Wer zwischen Juni und August durch die sumpfigen Ebenen rund um Ranua wandert, wird ihnen unweigerlich begegnen: den kleinen, weissen Büscheln auf langen, dünnen Halmen, die sich wie Schneeflocken im Wind wiegen.
Was ist Wollgras überhaupt?
Botanisch gesehen gehört Wollgras zur Gattung Eriophorum, auf Finnisch heisst es tupasvilla. Es ist keine „echte“
Grasart, sondern zählt zu den Sauergrasgewächsen. Typisch sind die weissen, bauschigen Samenstände, die sich im Sommer bilden – besonders auffällig in offenen Mooren mit nassem Boden und wenig
Nährstoffen.
Rund um Ranua findest du vor allem das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) und das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium). Beide wachsen in Hochmooren, besonders in offenen Flächen mit Moosbedeckung – sogenannte aapamoori auf Finnisch.
Wo finde ich Wollgras in der Region Ranua?
Die Umgebung unseres Mökki in Impiö bietet ideale Bedingungen. Entlang der Forstwege Richtung Kaitasuo, bei den Senken nördlich des Simojärvi oder in den stillen Moorgebieten hinter Pitkäsuo
leuchtet das Wollgras ab Mitte Juni. Besonders schön ist es in den frühen Morgenstunden oder kurz vor Sonnenuntergang, wenn das Licht die weissen Fäden golden färbt.
Wichtig: Die meisten Flächen sind frei zugänglich. Achte trotzdem auf den Moorboden – tritt nur auf feste Stellen und bleibe auf natürlichen Pfaden, wo möglich.
Früheres Wissen und Nutzung
Wollgras war früher keineswegs nur eine Augenweide. In Kriegszeiten wurde es als Notfallmaterial verwendet: als Füllstoff für Kissen, Decken, sogar als Ersatz für Watte. Auch als Lampendocht
diente es. Heute ist seine Rolle eine andere: Es ist ein ökologischer Indikator. Wo viel Wollgras wächst, ist das Moor meist intakt – eine Seltenheit in Europa.
Wann ist Wollgras am schönsten?
Zwischen Mitte Juni und Ende Juli – je nach Höhenlage und Witterung. In warmen Sommern beginnt die Blüte früher, in kühlen etwas später. Die auffälligen „Wollbüschel“ sind die Fruchtstände – die
eigentliche Blüte ist unscheinbar und geht ihnen voraus.
Wollgras als Fotomotiv und Naturerlebnis
Kaum eine Pflanze ist so fotogen: Die weissen Fäden leuchten im Gegenlicht, bewegen sich bei jedem Windstoss und schaffen eine fast meditative Stimmung. Viele Fotografen kommen genau deswegen
nach Lappland – nicht wegen der grossen Tiere, sondern wegen dieser stillen Schönheiten.
Wenn du das perfekte Bild willst: Gehe früh morgens oder bei leichtem Abendlicht in ein offenes Moorgebiet. Nimm ein Stativ und Zeit mit – und du wirst belohnt.
Warum du es gesehen haben solltest
Wollgras ist ein Sinnbild für die nordische Stille. Es steht für das, was Lappland ausmacht: Weite, Ruhe, Langsamkeit. Ein Spaziergang durch ein blühendes Moor ist kein touristisches Spektakel –
es ist Natur pur, unverfälscht und echt.
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