
Der Birkenbesen – auf Finnisch „Vihta“ – ist ein fester Bestandteil nordischer Saunakultur. Er dient nicht nur der Hautpflege, sondern auch der Entspannung, Entgiftung und geistigen Reinigung. In diesem Blog erfährst du alles zur Geschichte, zur Herstellung und zur richtigen Anwendung – inklusive Tipps zur Aufbewahrung und Infos zu Alternativen wie Buche oder Eiche.
1. Herkunft und Bedeutung
Der Birkenbesen hat in Finnland, Russland und dem Baltikum eine lange Tradition. Er wird in der Sauna verwendet, um den Körper sanft zu schlagen. Das regt die Durchblutung an, lockert die Muskeln, öffnet die Poren – und verbreitet gleichzeitig den typischen frischen Duft der Birkenblätter.
Im alten Finnland war der Vihta mehr als ein Werkzeug: Er galt als Symbol für Reinigung, Erneuerung und Naturverbundenheit – oft Teil von Übergangsritualen wie Hochzeiten, Geburten oder Sommersonnwende.
2. Wann Zweige schneiden?
Die beste Zeit zum Sammeln ist kurz vor Mittsommer (Juni). Dann:
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sind die Blätter weich, biegsam und voller ätherischer Öle
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lassen sich die Zweige gut biegen
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hält der Besen später beim Trocknen die Form
Zweige am besten vormittags bei trockenem Wetter schneiden – nicht bei Regen oder Nässe, da sonst Schimmelgefahr besteht. Geschnitten wird an jungen, gesunden Birken – am besten im lichten Wald oder Waldrand, fern von Strassen.
3. So bindest du deinen Besen
Material:
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ca. 50–70 Birkenzweige
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Weidenranke, Naturfaser oder feste Schnur zum Binden
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Scharfes Messer oder Schere
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
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Blätter nach aussen legen, dicke Zweige in die Mitte
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Zweige fächerförmig aufbauen
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Griffbereich 2x fest umwickeln (ca. 2 cm und 10 cm vom Ende)
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Rankenreste einflechten oder abschneiden
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Enden begradigen, Griff glätten
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Kurz in Wasser tauchen oder zum Trocknen aufhängen
Ein Video zur Herstellung und Bilder aus Lappland findest du im Blog eingebettet.
4. Alternativen zur Birke
Birke ist traditionell – aber kein Muss. Auch andere Hölzer sind gebräuchlich:
Baumart | Eigenschaften |
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Eiche | robust, herber Duft, lange haltbar |
Linde | weich, beruhigend, zart duftend |
Buche | stabil, leicht zu binden |
Ahorn | sanft, wenig Irritation auf der Haut |
Wacholder | sehr aromatisch, nur in kleinen Mengen |
Kräuter | z. B. Schafgarbe, Minze, Thymian – als Zusatzblätter |

Besonders beliebt sind Mischbesen, bei denen man je nach gewünschter Wirkung verschiedene Pflanzen kombiniert.
5. Anwendung in der Sauna
Vorbereitung:
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Frischer Besen: direkt verwenden
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Getrockneter Besen: 1–2 h in warmem Wasser einweichen, nicht heiss
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Gefrorener Besen: auftauen und wie frischen verwenden
So geht’s:
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Den Körper leicht von unten nach oben abklopfen oder streichen
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Alternativ: Vihta ins Aufgusswasser legen, um ätherische Öle zu lösen
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Für die Selbstanwendung: diagonal über Rücken und Beine führen
Es geht nicht um Schmerz, sondern um Anregung, Duft und Ritual. Sanftes Klopfen ist richtig – nicht prügeln.
6. Wie oft wiederverwenden?
Zustand | Wiederverwendung |
---|---|
Frisch | 1–2 Saunagänge |
Getrocknet | 2–4 Saunagänge |
Gefroren | 1 Mal nach dem Auftauen |
Wichtig: Nach Gebrauch gut austrocknen lassen – idealerweise hängend, luftig, ohne Sonne. Feuchte Besen schimmeln.
7. Rituale rund um den Vihta
Der Vihta ist nicht nur ein Werkzeug – er ist Teil eines jahrhundertealten Rituals:
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Reinigung: Vor dem Midsommerfest oder nach körperlicher Arbeit
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Übergangsriten: Geburt, Hochzeit, Tod – symbolisch für Neubeginn
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Körperpflege: Abschwellen der Glieder, Lockerung der Muskulatur
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Selbstmassage: Griff und Zweige gezielt einsetzen – auch im Nacken
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Aromatherapie: als natürlicher Ersatz für Aufgussöle
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Energiearbeit: in Schwitzhütten oder Retreats, auch mit Gesang
Das Wichtigste: Der Vihta ist ein Werkzeug für Achtsamkeit. Jeder benutzt ihn anders – aber immer mit Respekt.
8. Nachhaltig sammeln – ohne die Birke zu schädigen
Birken sind widerstandsfähige Bäume, aber sie reagieren empfindlich auf falsches Schneiden. Wenn Äste unsachgemäss entfernt werden, kann der Baum:
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unsymmetrisch oder verkrüppelt wachsen
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an der Schnittstelle faulen oder Krankheiten entwickeln
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in jungen Jahren dauerhaft geschädigt werden
Das ist beim Schneiden wichtig:
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Keine jungen Birken verwenden – erst ab einem Stammdurchmesser von ca. 10 cm
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Nur Seitentriebe abschneiden, nie den Haupttrieb oder die Spitze
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Nicht mehr als 20 % des Blattwerks entfernen
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Schnitt immer sauber und schräg an der Verzweigung setzen – nicht abreissen
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Nicht im Regen oder bei feuchtem Holz schneiden – erhöht Infektionsrisiko
Wichtig: Die besten Vihta-Zweige stammen nicht vom Einzelbaum im Garten, sondern von lichten Waldstellen oder Dickichten, wo Birken sowieso regelmäßig zurückgeschnitten werden – z. B. entlang Forstwegen oder Stromtrassen.
Hinweis für Gäste von Mökki Tikka
Um unsere Natur langfristig zu schützen, bitten wir dich:
🚫 Keine Äste oder Zweige von den Birken auf dem Grundstück zu schneiden.
Diese Bäume sind Teil des gewachsenen Naturbilds – wir pflegen sie sorgfältig.
Falls du einen eigenen Vihta binden möchtest, sprich mit uns: Wir zeigen dir geeignete Sammelplätze in der Umgebung oder bieten fertige Besen zum Kauf oder zur Nutzung an.
Fazit:
Der Sauna-Birkenbesen ist mehr als eine nordische Kuriosität. Er steht für Natur, Reinigung und eine bewusstere Art zu saunieren. Ob selbst gebunden oder gekauft – frisch, getrocknet oder
gefroren – er macht aus einem einfachen Aufguss ein ganzheitliches Ritual.
Birken-Saunaessenz gibt es übrigens auch zu kaufen.
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